Schwein gehabt!

Die erste Juni-Woche bescherte uns eine aufregende Zeit, auf die wir gern verzichtet hätten. Eine Wildschwein-Rotte war eines Nachts durch ein schlecht gesichertes Zaunelement auf unser ansonsten komplett umzäuntes Betriebsgelände gekommen. Bemerkt hatten wir die Anwesenheit der Besucher durch zerrissene Zäune am Hühnergehege, freilaufende Herdenschutzhunde und – glücklicherweise – mehrere nur mäßig durchwühlte Rote-Rüben-Beete. Anfangs war nicht klar, um wieviele Tiere es sich handelt. Wir und der zuständige Jäger gingen von einem Keiler aus, der sich verlaufen hatte. Die Wildkamera am eigens eingerichteten Lockfutter-Haufen zeigte dann die erschreckend große Zahl der Borstentiere. Cirka 20 Schweine aller Altersklassen, die größte Rotte der Umgebung, hatte ihren Wohnsitz zu uns verlagert. Nicht auszudenken, was mit unserem Gemüsegarten passiert, wenn die Schweine dort ihre Hauptmahlzeit einnehmen. Also musste zunächst ganz dringend der Garten mit einem Elektrozaun gesichert, und auch das Hühnergehege vom Laufweg der Wildschweine zurückgesetzt werden. Immerhin ein Tag Arbeit, aber alternativlos.

Bild: Wildschweine erfreuen sich am Infrarot-Blitz der Wildkamera.
Als nächstes haben wir mit unserem Jäger Hr. Sedlak, der uns dankenswerterweise schnell und kompetent unterstützten konnte, einen Plan zur Aussiedlung der Tiere erdacht. Das Vorgehen ist nicht trivial, denn der Außenzaun kann nicht einfach geöffnet werden und offen stehen bleiben, sonst könnten weitere Wildtiere hinzukommen. Die Idee war nun, die Lockfutterstelle an den Außenzaun zu verlegen, per Wildkamera den regelmäßigen Besuch der Futterstelle zu bestätigen, und in einer Nacht den Zaun dort zu öffnen und eine Futterspur nach außen zu legen – bei gleichzeitiger Beobachtung des Geschehens. Wir und unser Jäger konnten zuvor nämlich sehen, dass die Tiere durchaus jede Nacht den Zaun absuchen, um einen Ausgang ausfindig zu machen.
Also, gedacht, getan. Sabine setzte sich ab 22 Uhr mit Wärmebildkamera in Sichtweite der Zaunöffnung auf Beobachtungsposten und wartete bis zur üblichen Futterzeit um Mitternacht. Die Wildschweine erschienen tatsächlich und schnüffelten an der alten Futterstelle auf der Zaun-Innenseite, liefen jedoch nicht nach draußen und verschwanden nach einer halben Stunde wieder Richtung Garten. Weiteres Warten bis 2.30 Uhr blieb leider erfolglos, so dass wir abbrechen und den Zaun wieder verschließen mussten.
Die Lösung des Problems stellte sich dann in der folgenden Nacht wie durch ein Wunder ganz von selbst ein! Die Rotte, wiederum auf der Suche nach einem Ausgang, drückte ein nur schwach gespanntes Zaunfeld direkt neben unserem Wohnhaus nach oben und entfloh auf Nachbars Betriebsgelände und von dort durchs geöffnete Haupttor in die Freiheit, was die Überwachungskamera auf dem benachbarten Betriebsgelände teilweise zeigte. Also, in diesem Sinne – Schwein gehabt, aber hoffentlich nur einmal!
Bild: Sabine als Wildhüterin im getarnten Auto