Hühner im Strukturwandel

In diesen Tagen endet tatsächlich eine vor neun Monaten begonnene Umstrukturierung unserer Hühnerhaltung. Aus drei bis vier 200er Gruppen in Umbau- und Eigenbau-Mobilställen sind zwei 300er Gruppen in modernen Weiland-Hühnermobilen geworden. Wir haben bewusst unsere arbeitsintensiven Low-Tech-Hühnerställe außer Dienst gestellt, da die körperlich schwere Arbeit beim Füttern und Ausmisten in den alten Ställen mit immer größeren gesundheitlichen Problemen einherging. Über die neuen Ställe hatten wir bereits Ende März berichtet. Sie haben sich mittlerweile bewährt und die Tiere nehmen die Ställe sehr gut an. Natürlich gibt für die Hühner weiterhin sehr viel Auslauf auf der artenreichen Weide im Umfeld.

Unser aktueller Mobilstall 1 mit den weiß-gefiederten Legehennen der Rasse „Isabell“
Das ist alles sehr schön, hat aber einen Haken, und zwar die erheblichen Anschaffungskosten in Höhe von rund 100 Euro pro Stallplatz – bei unseren gebraucht-gekauften Ställen wohlgemerkt, neu ist es fast doppelt soviel. Eine Re-Finanzierung der Investition ist leider nicht  mit Hühnern alter Rassen und aus Zweinutzungszucht möglich, denn diese Tiere legen im Verhältnis zur Herdengröße und Futteraufnahme deutlich weniger Eier als moderne Züchtungen. Wir wollen aber auch nicht bedingungslos das vorherrschende Konzern-basierte Hochleistungszucht-System unterstützen, denn unser Herz schlägt für den Erhalt biologischer Vielfalt im Allgemeinen und alten Hühnerrassen im Speziellen. Was also tun? Den Eierpreis um 50% anheben? Unrealistisch! Den Tieren Mozart vorspielen und dadurch vielleicht mehr Eier erhalten? Aussichtslos!
Der Lösungsansatz sieht für Biophilja so aus:
Nur jede zweite Neu-Einstallung wird mit Junghennen aus modernen Rassen vorgenommen, und zwar zu einem Anteil von 80…85%. Die restlichen 15…20% einer neuen Herde sind weiterhin Hühner alter Rassen und aus ökologischer Zweinutzungszucht. Bio-Hühner sind es natürlich allesamt, und Hähne sind auch dabei, und Bruderhähne werden selbstverständlich hundertprozentig aufgezogen!
Für jede andere Neu-Einstallung übernehmen wir Alt-Hennen aus einem größeren Bio-Betrieb, der seine Hybrid-Hennen nach einem Jahr Nutzung abgibt und normalerweise zur Schlachtung bringt. Diese „Seniora“-Hennen dürfen bei uns nochmal ein halbes bis ganzes Jahr weiterleben und -legen. Das sollte sich rechnen, und wir können damit einen bescheidenen Beitrag zur längeren Nutzungsdauer von Legehennen leisten, die normalerweise branchenüblich leider ca. ein Jahr beträgt.
In diesem Sinne haben wir just in der vergangenen Woche eine Gruppe von 300 Alt-Hennen vom Biolandbetrieb Penk aus Moringen (bei Göttingen) abholen können und in unseren soeben freigewordenen Stall 2 einziehen lassen. Die zuvor in Stall 2 wohnenden älteren 200 Zweinutzungshühner konnten wir lebend an den Biohof Barth in Torgau abgeben.
Der Umzug der Tiere von Moringen nach Halle hat von Montag-Abend 22 Uhr bis Dienstag-Morgen 1:30 Uhr gedauert und war damit so kurz und tierfreundlich wie möglich. Die Hühner haben sich erfreulich schnell und mit wenig Problemen bei uns eingelebt, ganz anders als bei den Erfahrungen mit den ersten Seniora-Hennen im Herbst letzten Jahres. Wir haben gelernt…

Über die weitere Entwicklung werden wir berichten.

Das farbenfrohe Ergebnis: Brauntöne von den braun-gefiederten Hühnern, creme-farbene Eier von den weißen Hühnern.