Neues von der ständigen Suche nach der richtigen Hühnerhaltung
Vieles haben wir bei der Legehennen-Haltung schon versucht, um dem Anspruch eines tiergerechten und Art-erhaltenden, aber auch wirtschaftlichen und körperlich erträglichen Systems gerecht zu werden. Nach der langjährigen Haltung von alten Hühnerrassen und Zweinutzungszüchtungen konnten wir in diesem und im letzten Jahr Erfahrungen mit älteren Tieren aus der Hochleistungszucht sammeln. Eine Althennen-Gruppe kam im Oktober 2023 zu uns und hatte arge Probleme mit der Umgewöhnung an die neue Umgebung und den fremden Stall. Wir berichteten im Herbst ausführlich darüber.
Eine weitere Herde älterer Tiere durften wir im Juni dieses Jahres von einem Biobetrieb bei Göttingen übernehmen. Aufgrund ähnlicher Stallsysteme und mitgebrachtem Lieblingsfutter für die Übergangszeit klappte die Eingewöhnung sehr viel besser, fast reibungslos. Leider sank die Legeleistung dennoch recht schnell und deutlich von 80 auf 50% ab, was auf Stress durch die neue Umgebung schließen lässt, und durch die heißen Sommertemperaturen eher noch verstärkt wurde. Die meisten Tiere verabschiedeten sich dann nach und nach in den Sommerurlaub, was bei Hühnern eine Mauser bedeutet, also eine Erneuerung des Federkleides und Auftanken von Kraft- und Nährstoffreserven. Die Tiere sahen dann im Herbst wieder gut befiedert aus und die Eierzahl stieg etwas an, aber leider nur kurz, und pegelte sich bei einer Legeleistung von 40% ein. Zudem waren sehr viele Eier brüchig und mussten aussortiert werden, bzw. zerbrachen in den Legenestern und verschmutzten diese täglich.
Wir mussten uns deshalb Ende November und somit früher als geplant von dieser Herde im Alter von 86 Wochen verabschieden. Vielleicht lag es teilweise an ihrer Krankheitsgeschichte beim Vorbesitzer. Zum Vergleich, die Seniora-Hennen-Gruppe von Ende ’23 hatte ein Alter von 116 Wochen erreicht.
Anfang Dezember durften wir als Nachmieter für unseren Mobilstall 2 eine Gruppe braun-gefiederte Junghennen der Rasse ISA Warren begrüßen. Die 300 Damen und 6 Herren haben sich gut eingelebt, sind mittlerweile 19 Wochen alt und dürfen noch ein paar Wochen wachsen, bevor es mit dem Eierlegen losgeht. Man kann den Legebeginn etwas durch die Lichtzeiten im Stall beeinflussen. Stetig steigende Lichtzeiten würden den Frühling simulieren und zum Eier-Legen animieren. Wir möchten aber, dass die Tiere sich anfangs noch schonen und eher noch wachsen, für ein längeres Leben und bessere Gesundheit. Erste braune Eier gibt es also wahrscheinlich nicht vor Januar.
Bild: Mutige Hennen erkunden das Stall-Umfeld, skeptisch-neugierige Tiere schauen von innen zu, alle anderen warten lieber noch im warmen Obergeschoß.

Neben den knapp 300 weiß-gefiederten Hennen und Hähnen der Rasse ISA Isabell in Mobilstall 1 ist das nun also unsere zweite Gruppe einer heute üblichen, auf Legeleistung gezüchteten, Hühnerrasse. Trotz der aktuellen betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit suchen wir ständig nach Alternativen zum Hochleistungshuhn und freuen uns über Fortschritte in der Öko-Tierzucht und bei Zweinutzungskreuzungen. Und hier sind wir mit Hilfe unseres Junghennen-Partners Jonas Dorn auch fündig geworden, nämlich beim „Regiohuhn“-Projekt der Universitäten Kassel und Bonn sowie dem Friedrich-Löffler-Institut. Dabei werden lokale alte Hühnerrassen mit den Elterntieren aus der Wirtschaftsgeflügelzucht gekreuzt, um einen Kompromiss aus Arterhalt und Wirtschaftlichkeit zu erreichen. Das ist erfreulich und macht Hoffnung. Wir werden im kommenden Sommer aus diesem Projekt eine Gruppe Hennen und ihre Bruderhähne aus der Kreuzung der Rassen Ramelsloher und White Rock bekommen und aufziehen. Tierische Aussichten aufs neue Jahr!