Bacterial Farming
Was haben gesunder Boden, unser Darm, Joghurt und (rohes) Sauerkraut gemeinsam? Richtig, eine ganze Menge nützlicher Bakterien! Bodengesundheit, die Qualität der darauf angebauten Nahrungsmittel und menschliche sowie tierische Gesundheit stehen in direktem Zusammenhang.
Auf gesundem, belebtem Boden wachsen nicht nur gesündere Pflanzen, sondern auch Humusgehalt, Wasserspeicherfähigkeit, Trockenheitsresilienz und nicht zuletzt der Ertrag entwickeln sich positiv. Das sind durchweg positive Eigenschaften, die durch Bio-Landwirtschaft meist erreicht werden, oftmals jedoch recht langsam. Das Konzept der regenerativen Landwirtschaft nach Friedrich Wenz und Dietmar Näser ermöglicht eine deutlich schnellere und gezieltere Entwicklung von Boden- und Pflanzengesundheit. Wir beobachten diese Methode schon länger, haben Kurse und Feldtage besucht und tauschen uns mit befreundeten Praktikern über ihre Erkenntnissen aus und machen erste Gehversuche in diesem Bereich.
In der diesjährigen Gemüse-Saison konnten wir im Feldgemüse zu Kürbis, Kohl und Kartoffeln erstmals die wichtigsten Arbeitsschritte recht konsequent umsetzen. Nach einer Albrecht- oder Haney-Bodenanalyse zur Beurteilung der Nährstoffgleichgewichte ist der erste praktische Schritt eine Unterbodenlockerung mit Ferment-Applikation. Auf der Rückseite des Lockerungswerkzeugs wird während der Bearbeitung eine fermentierte Kräuterlösung in den Boden gesprüht, die Nährstoff-abbauende Prozesse verhindert und die Gare-Bildung fördert.

Bild: Sprühdüsen hinter dem Zinkenstiel des Tiefenlockerers
Nach der Lockerung ist eine rasche Begrünung des Bodens wichtig, die eine sogenannte Lebendverbauung des gelockerten Bodenhorizonts bewirkt. Wir lockern also bevorzugt in einem wachsenden Zwischenfruchtbestand, irgendwann mit zeitlichem Vorlauf zur Pflanzung oder Aussaat.
Der nächste Schritt, als konkrete Maßnahme zur Vorbereitung der Gemüse-Pflanzung ist die Flächenrotte, d.h. eine Zerkleinerung des Zwischenfrucht-Aufwuchses mit flachem Abschälen und leichtem Einmischen in den Boden, unter Zugabe einer Ferment-Lösung als Rottelenker.
Umgesetzt haben wir dies durch das Abschlegeln des Kleegras-Bestandes mit einem Sichelmulcher und flache Einarbeitung in den Boden mit der Kreiselegge, wobei jeweils vorher das Kräuterferment aufgesprüht wurde. Das Kräuterferment wirkt dabei wie die Impfung eines Joghurts oder Brot-Sauerteiges und führt im Boden zu einer schnellen effektiven Umsetzung der organischen Grünmasse. Der Garezustand des Bodens ist nach 1…2 Wochen ganz hervorragend und Unkräuter bleiben weitgehend aus.
Danach wird gepflanzt und die Vitalisierung und Stärkung der Kulturen mit Kompost-Tee, beginnt. Im Komposttee werden die Mikroben und Pilze aus gutem gereiftem Kompost vermehrt und als Stimulanz auf Boden und Pflanzen ausgebracht. Komposttee belebt Pflanzen insbesondere in Stress-Situationen (Hitze, Trockenheit, Spätfröste etc.), wirkt aber auch in jeder Wachstumsphase positiv und erhöht messbar den Brixwert im Pflanzensaft. Die Immunabwehr der Pflanzen kann dadurch besser Krankheiten und Schädlinge abwehren, ganz natürlich und ohne Nebenwirkungen. Wir haben Komposttee jede Woche in einem kleinen 60-Liter-Braugerät hergestellt und bei den Feldgemüse-Kulturen angewendet.

Bild: Eine Spritzung der guten Art – Komposttee in der Abenddämmerung
Das Ergebnis der ganzen Mühe war
– ein Kürbisbestand, der bis zur Abreife der Früchte dem Mehltau widerstehen konnte
– Kartoffeln, die guten Ertrag brachten und wenig Probleme mit Kartoffelkäfern hatten
– Kohl, der sich zumindest bis zur großen Sommerhitze prächtig entwickelte und kein Insektennetz brauchte
Der Kohl zeigte dann aber auch die Grenzen des Systems, denn der Stress in den Hitzewochen konnte nicht komplett durch Komposttee ausgeglichen werden. Das Wachstum blieb zurück, Tropfbewässerung und Insektennetz wären in dieser Phase sicherlich besser gewesen.
Das Fazit ist insgesamt positiv und wir werden die regenerativen Anbaumethoden weiter etablieren. Mehr dazu gern bei einer Hofführung…